Interview mit Volker Gaasch„Wir sind auf einem guten Weg“

Große Wohnanlagen stellen die „Aktion Biotonne Münster“ vor neue Herausforderungen. Wie man auch diese Zielgruppe erreicht und welche Ansprechpartner*innen dabei besonders wichtig sind, erklärt Volker Gaasch, Ansprechpartner für die Wohnungswirtschaft im Projekt.

Die „Aktion Biotonne Münster“ läuft schon seit einigen Jahren, konzentrierte sich aber bislang auf kleinere Wohnanlagen.

Das stimmt. Seit 2018 laufen die Biotonnenkontrollen in Münster. Um zu Beginn möglichst viele Bürger*innen zu erreichen, haben wir mit Kontrollen an Wohnobjekten mit weniger als 15 Nutzungseinheiten begonnen. Darunter fallen in Münster ca. 85 % der Wohnobjekte. Kontrollen in sogenannten Großwohnanlagen bzw. größeren Wohnanlagen fanden erstmals 2021 statt.

Mit welchem Ergebnis?

Da die Wohnanlagen sich stark unterscheiden, ist diese Frage schwer zu beantworten. Die Ermittlung der Trennqualität hat aber gezeigt, dass die Qualität der in den Biotonnen erfassten Abfälle in großen Wohnanlagen häufiger mangelhaft ist. Und eine völlig falsch befüllte 240 l-Biotonne verunreinigt eine komplette Bioabfallladung. Hier herrscht noch Handlungsbedarf, aber wir sind auf einem guten Weg.

Wodurch unterscheiden sich eigentlich große von kleineren Wohnanlagen?

In der Regel ist von einer geringeren sozialen Kontrolle innerhalb der Bewohnerschaft auszugehen. Um diese Zielgruppe zu erreichen, sind daher andere Maßnahmen erforderlich. Allerdings finden sich wie gesagt auch deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen großen Wohnanlagen. Umso wichtiger sind individuell angepasste Maßnahmen in Kooperation mit den Hausverwaltungen.

Welche Maßnahmen sind das?

Generell verfolgen wir zwei Ziele: zum einen die Wissensvermittlung über die Information, zum anderen die Verhaltensänderung durch die Motivation zur korrekten Bioabfalltrennung. Die Maßnahmen dafür finden zwischen den Kontrollen statt, um die Wirksamkeit zu überprüfen – wobei die Kontrolleure oft der erste Kontakt für Bürger*innen sind. Als Partner auf Augenhöhe erklären sie im direkten Gespräch, wie wichtig die richtige Bioabfalltrennung ist. Ergibt die Kontrolle ein Fehlverhalten, wird zunächst die Bewohnerschaft durch einen Aufkleber auf der Tonne oder – für Bürger*innen mit schlechten Deutschkenntnissen – über eine Bildkarte informiert. Weitere Maßnahmen wie Informationsplakate im Hausflur, die Verteilung von Vorsortiertüten aus Papier, die Anbringung von Türanhängern an den Wohnungstüren sowie von wetterfesten Metallschildern an den Tonnenstandorten folgen. Um die Motivation zu fördern, haben wir ein Starter-Kit zusammengestellt, das Hausverwaltungen neuen Mieter*innen an die Hand geben können. In dem Vorsortierbehälter befinden sich 10 Vorsortiertüten aus Papier und weitere Informationen zum Thema Bioabfall. Sollten sich die Mieter*innen nicht überzeugen lassen, bleibt als letzte Konsequenz der Austausch der Biotonne gegen eine Restabfalltonne.

Wie sieht Ihr Zwischenfazit aus?

Unsere Maßnahmen haben eindeutig gezeigt, dass trotz der fehlenden sozialen Kontrolle auch in größeren Wohnanlagen Verbesserungen möglich sind. Dabei kommt es darauf an, der Bewohnerschaft nicht nur Informationen zur richtigen Bioabfalltrennung zu geben, sondern auch den Nutzen zu verdeutlichen. Und ganz wichtig: Um eine Langzeitwirkung zu erreichen, müssen die Maßnahmen wiederholt werden.

Welche Rolle spielt der Austausch mit der Wohnungswirtschaft?

Ein regelmäßiger und partnerschaftlicher Informationsaustausch mit den Hausverwaltungen ist die Grundlage für Verbesserungen. Die Hausverwaltungen sind daher mein erster Ansprechpartner. Auch die Einbindung der Hausmeister*innen und anderer Schlüsselpersonen ist unerlässlich. Um den Dialog zu stärken, haben wir den Arbeitskreis Wohnungswirtschaft 2021 erstmals zu einem Projekttreffen eingeladen.

Wie war die Resonanz?

Es wurde schnell deutlich, dass besonders in den großen Wohnanlagen Handlungsbedarf besteht und Verbesserungsmaßnahmen oft kritisch beäugt werden. Deshalb wurden erste Erfolge vorgestellt, um zu zeigen, dass sich der Einsatz lohnt und sehr wohl Verbesserungen möglich sind – von denen ja auch die Hausverwaltungen profitieren, da es weniger Beschwerden gibt, wenn die Bioabfalltrennung funktioniert. Und nur mit zufriedenen Mietern kann sich eine gute Hausgemeinschaft entwickeln. Es freut mich, dass wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit vereinbart haben und der Arbeitskreis jetzt regelmäßig an unseren Treffen teilnimmt.